Fünf Tipps zum Umgang mit nervigen Kollegen
Die Zusammenarbeit mit anderen Menschen ist mitunter ganz schön anstrengend. Das ist ganz normal, trotzdem solltest Du lernen, mit „nervigen“ Kolleginnen und Kollegen umzugehen. Das erspart Dir Frust und Du kannst Deine Energie wichtigeren Dingen widmen. Diese fünf Tipps helfen Dir, um auch mit schwierigen Typen den Spaß an der Teamarbeit nicht zu verlieren.
Sandro W. ist Projektleiter und derzeit für die Koordination eines komplexen Bauvorhabens verantwortlich. Eines Tages tritt ein neuer Ingenieur, Volker S., ins Team – ein bekannter Choleriker. Schon bei den ersten Besprechungen fällt auf, dass der neue Kollege oft lautstark seine Meinung kundtut und andere Teammitglieder unterbricht. Dies führt schon nach wenigen Tagen zu ersten Spannungen im Team. Sandro versucht zunächst, die Situation zu ignorieren und hofft, dass sich das Verhalten von selbst normalisieren wird. Doch je mehr Druck das Projekt erzeugt, desto aggressiver wird der neue Kollege. Er kritisierte nicht nur die Arbeit seiner Kollegen, sondern stellt auch die Entscheidungen von Sandro immer häufiger in Frage.
Projektmitarbeiter sind wie Familie: Man kann sie sich nicht aussuchen. Schwierige Kollegen gibt es in fast jedem Team und Du kannst nicht ständig das Projekt wechseln, wenn Dir ein Teammitglied auf die Nerven geht. Unabhängig von Branche und Projekt muss man als Projektleiter irgendwann in der Karriere den Umgang mit schwierigen Kollegen lernen. Mit einem Menschen auszukommen, der Konfliktpotenzial birgt und mit dem sich eine schwierige Zusammenarbeit abzeichnet, kann dabei zu einer echten Herausforderung werden. Jede einzelne Minute der Zusammenarbeit führt zu Frust und Unzufriedenheit. Mit solchen Mitarbeitern im Projekt ist einfach alles anstrengend – selbst leichte Aufgaben werden zu riesigen Herausforderungen.
Egal ob dreiste Kunden, ignorante Chefs oder meckernde Kollegen: Schwierige Zeitgenossen können einem den letzten Nerv rauben. Und so ist die Situation oft derart belastend, dass die Vorkommnisse einen bis in den Feierabend verfolgen – oder einem sogar den Schlaf rauben.
Es gibt sie in jedem Projekt, an jedem Arbeitsplatz, die schwierigen Typen und die „Nervensägen“. Menschen, um die man gerne einen Bogen machen würde, was jedoch nicht geht, da man auf ihre Mitarbeit im Projekt angewiesen ist. Die gute Nachricht ist, dass ein paar Kniffe helfen können, auch mit unliebsamen Kolleginnen und Kollegen zurechtzukommen.
Tipp 1: Nichts persönlich nehmen
Der Umgang mit schwierigen Menschen kann emotional sehr belastend sein. Oft sind wir wütend, ärgern uns und möchten am liebsten gleich mit allen Waffen zurückschlagen. Das ist aber keine gute Idee. Stattdessen ist es besser, das störende Verhalten zu ignorieren und nicht darauf einzugehen. Wenn wir uns unserer Emotionen bewusst sind, können wir unsere Grenzen klar setzen und die Situation aus einer gewissen Distanz betrachten.
Es ist wichtig, auch in emotional herausfordernden Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren. Lass Dich nicht dazu verleiten, Dinge zu sagen, die Du später bereuen könntest; so behältst Du die Kontrolle über die Situation. Nimm verbale Angriffe von schwierigen Menschen nicht persönlich – oft wollen sie, dass andere sich schlecht fühlen oder leiden. Lass das nicht zu und konzentriere Dich stattdessen auf eine konstruktive Lösung des Problems.
Tipp 2: Eigene Verzerrungen erkennen
Wir alle haben oft verzerrte Wahrnehmungen, besonders in angespannten Situationen. Das Bewusstsein für unsere eigenen Wahrnehmungsfehler kann helfen, Konflikte zu vermeiden. Zwei häufige Verzerrungen sind besonders relevant. Erstens neigen wir dazu, uns mit Menschen zu umgeben, die ähnliche Ansichten haben. Dadurch betrachten wir Personen außerhalb dieser Blase oft kritisch und sind weniger bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Zweitens: Wenn wir jemanden als unhöflich wahrnehmen, interpretieren wir sein Verhalten durch diese Brille und fühlen uns in unserer Meinung bestätigt. Diese Voreingenommenheit kann zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung führen, da wir alles, was die Person sagt oder tut, entsprechend werten. So sehen wir möglicherweise kalte Herablassung, wo andere nur professionelle Sachlichkeit erkennen würden. Indem wir uns dieser Verzerrungen bewusst werden, können wir offener und objektiver auf andere zugehen.
Tipp 3: Das Problem konkret ansprechen
Oft möchten wir mit Menschen, die uns Schwierigkeiten bereiten, möglichst wenig zu tun haben. Das verschärft jedoch die Situation für alle Beteiligten, insbesondere für uns selbst. Wenn der Dialog fehlt, gehen wichtige Informationen verloren und notwendige Fragen bleiben unbeantwortet. Daher ist es ratsam, schnell ein klärendes Gespräch zu suchen. Auch wenn es Überwindung kostet, ist Offenheit der beste Einstieg.
Sprich direkt an, dass Du die Situation als belastend empfindest und Dir eine bessere Zusammenarbeit wünschst. Überlege Dir vor dem Gespräch Dein Ziel und was Du selbst zur Verbesserung beitragen kannst. In einem vertraulichen Austausch solltest Du Deine Perspektive klar darlegen und präzise Wünsche äußern.
Tipp 4: Interessen und Bedürfnisse erkennen
Um eine bessere Beziehung zu schwierigen Menschen aufzubauen, ist es hilfreicher, den Zweck ihres Verhaltens zu hinterfragen, anstatt nur nach den Gründen zu suchen. Wenn wir verstehen, was die Person mit ihrem Verhalten erreichen möchte, welche Bedürfnisse sie hat und welche emotionalen Ziele sie verfolgt, können wir besser darauf reagieren und möglicherweise gemeinsam Lösungen finden. Dies erfordert zwar Anstrengung und gelingt nicht immer sofort, doch ein vorurteilsfreier Ansatz kann die Beziehung nachhaltig verbessern – was letztlich auch in Deinem eigenen Interesse liegt.
Tipp 5: Klare Grenzen setzen
Ein wichtiger Selbstschutz ist, Grenzen zu setzen. Regt einen das Verhalten eines Projektmitarbeiters zu sehr auf, kann es schon entlasten, die Zusammenarbeit so weit wie möglich zu reduzieren und die Kommunikation auf das Allernotwendigste zu begrenzen. Gibt es immer wieder Probleme mit einem bestimmten Kollegen, dann lohnt es sich vielleicht, die Ursachen der Konflikte offen anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wenn jedoch ein klärendes Gespräch nicht möglich ist oder keine Besserung in Sicht ist, sollte man ernsthaft in Erwägung ziehen, ob eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll ist.
Manchmal kann eine Situation im Projekt so sehr belasten, dass sie uns auch nach Feierabend beschäftigt. Allzu schnell lassen wir uns von Konflikten mitreißen und verbringen viel Zeit damit, darüber nachzudenken. Es ist wichtig, dabei die eigene Gesundheit und Karriere nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn alle Versuche zur Verbesserung scheitern und man erschöpft ist von den ständigen Reibereien, könnte es an der Zeit sein, die Reißleine zu ziehen – eine Kündigung könnte dann der letzte Ausweg sein.
Survival-Tipps
- Habe den Mut und warte nicht zu lange, die belastende Situation anzusprechen. Je früher du handelst, desto einfacher ist es, Lösungen zu finden.
- Nimm Angriffe von Kollegen nicht persönlich. Führe Dir stets vor Augen, dass das Verhalten von schwierigen Kollegen in der Regel nicht durch Dich persönlich verschuldet wird.
- Bespreche die Situation mit einer außenstehenden Person. Es geht nicht darum, über andere zu lästern. Es tut der Psychohygiene aber gut, wenn Du mit jemandem darüber reden kannst.
- Greife die Person nicht an. Damit bringst Du Dich nur in eine schwächere Position und gibst dem Gegenüber das Gefühl, dass Du die Kontrolle verloren hast.
- Stehe zu Deiner Position und setze klare Grenzen. Hüte Dich davor, Teil von Machtspielen zu werden, indem Du Dich verbal und körperlich klar distanzierst.
- Sind sämtliche Optionen ausgeschöpft und bist Du selbst total erschöpft von den ständigen Reibereien, die längst Dein ganzes Leben überschatten, gilt es, die Reißleine zu ziehen.
Mario Neumann
Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationalen Deutschen Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.