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Das ideale Team

Von am 27.03.2025

Ich stelle Menschen gerne Fragen, weil mich ihre Arbeit, ihre Strategien, ihre Standpunkte oder ihre Thesen interessieren. Für meine Kolumne NACHGEFRAGT habe ich das Gespräch mit Wolfgang Krüger gesucht. Er ist überzeugt, dass erfolgreiche Teamarbeit schon bei der Zusammensetzung des Teams beginnt. Ich habe bei Wolfgang nachgefragt, ob es einen idealen Teammix gibt.

Mario: Lieber Wolfgang, lassen Sie uns mit einer grundlegenden Frage beginnen: Wie groß sollte ein Team idealerweise sein?

Wolfgang: Team sollte groß genug sein, um eine produktive Vielfalt an Erfahrungen, Wissen und Fertigkeiten zu repräsentieren. Gleichzeitig muss es klein genug sein, um den Austausch von Informationen und Argumenten zwischen allen Beteiligten reibungslos zu ermöglichen.

Mario: Welche Faktoren sind entscheidend für eine produktive Teamarbeit?

Wolfgang: Produktive Teamarbeit lebt von mehreren Aspekten: einer klaren und überschaubaren Rollen- und Aufgabenverteilung, einem schnellen Informationsaustausch untereinander, einem fruchtbaren Für und Wider der Argumente sowie einer zeitlich begrenzten Bearbeitung von Beziehungsproblemen und Konflikten.

Mario: Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse zur optimalen Teamgröße?

Wolfgang: Ja, aus der Verhaltensbiologie von Konrad Lorenz kennen wir den Begriff der Elfer-Sozietät. In dieser überschaubaren „Urhorde“ konnte jeder jeden noch hören und sehen, was wichtig war für den Zusammenhalt gegenüber anderen Gruppen.

Mario: Wie lässt sich das auf moderne Teams übertragen? Gibt es Beispiele?

Wolfgang: Ein Paradebeispiel ist die Fußballmannschaft. Die Rollen sind klar verteilt – vom Torwart bis zu den Stürmern – und der Kapitän sorgt dafür, dass jeder seine Rolle wahrnimmt. Fehlt ein Spieler, wird dies oft sofort ausgenutzt.

Mario: Was sagt die Forschung zur Gruppengröße in Bezug auf Leistung?

Wolfgang: Studien zeigen, dass bis zu einer Gruppengröße von sieben die Kraft einer Mannschaft proportional steigt. Bei mehr als zwölf Mitgliedern sinkt die Teamleistung sogar, da die Mitglieder nicht mehr gleichzeitig an einem Strang ziehen können.

Dr. Wolfgang Krüger ist emeritierter Professor für Unternehmensführung, Selbstmanagement und Selbstmarketing an der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) in Bielefeld/Hannover. Darüber hinaus ist er als Managementberater tätig. Als Autor widmet er sich schwerpunktmäßig der Frage der „digitalen Transformation“ der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt von morgen.

Mario: Gibt es eine spezifische Zahl, die als optimal angesehen wird?

Wolfgang: Tatsächlich markiert die Zahl ± 7 den Bereich des Grenznutzens für die Produktivität eines Teams. Gruppen mit weniger als fünf Mitgliedern haben ein geringeres Potenzial für Synergien, während Teams mit mehr als elf oft in Untergruppen zerfallen oder wie Vortragsveranstaltungen wirken.

Mario: Was sollten Führungskräfte tun, wenn sie feststellen, dass ihr Team zu groß ist?

Wolfgang: Wenn Ihr Team zu groß ist, sollten Sie versuchen, es zu teilen. Es ist jedoch wichtig sicherzustellen, dass sich die beiden neuen Teams regelmäßig zum Informations- und Erfahrungsaustausch treffen, um gewachsene Bindungen und Synergiepotenziale nicht zu verlieren.

Mario: Und was ist zu tun, wenn das Team zu klein ist?

Wolfgang: In diesem Fall gilt der Satz: kleckern statt klotzen. Schon ein neues Teammitglied kann die gesamte Gruppendynamik verändern. Geben Sie dem Team Zeit zur Integration des neuen Mitglieds und beobachten Sie den Gruppenprozess sowie den Output.

Mario: Wie entscheiden Führungskräfte dann über eine mögliche Vergrößerung des Teams?

Wolfgang: Entscheiden Sie erst nach der Beobachtung des Integrationsprozesses und der Leistungsentwicklung des Teams, ob eine Vergrößerung sinnvoll ist oder nicht.

Mario: Gibt es eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines Teams zur Spitzenleistung?

Wolfgang: Eine entscheidende Voraussetzung ist der richtige Mix der Teammitglieder. Dabei sollten drei Faktoren beachtet werden: die fachliche Qualifikation, die Persönlichkeitsprofile und die Teamfähigkeit.

Mario: Warum sind diese Faktoren so wichtig?

Wolfgang: Alle drei Faktoren sind essenziell, um sicherzustellen, dass kein Bereich in Ihrem Team zu kurz kommt. Die Anforderungen an die Mitglieder können je nach Team stark variieren. Zum Beispiel benötigt ein Sportteam körperliche und spielerisch-taktische Fähigkeiten, während ein Forschungsteam methodische und fachwissenschaftliche Kenntnisse erfordert.

Mario: Wie sollten Führungskräfte bei der Auswahl der Teammitglieder vorgehen?

Wolfgang: Vor der Teambildung sollten die fachlichen Anforderungen, die mit der Aufgabe verbunden sind, klar definiert werden. So schaffen Sie eine Basis, um die Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder mit den geforderten Fachkenntnissen abzugleichen und den Bedarf an fachlicher Teamentwicklung zu ermitteln.

Mario: Gibt es spezielle Überlegungen zu den Leistungsniveaus der Teammitglieder?

Wolfgang: Ja, es ist wichtig, dass sich möglichst alle Teammitglieder auf einem vergleichbaren fachlichen Leistungsniveau bewegen. Zu Beginn der Teamentwicklung kann das jedoch oft nicht gegeben sein. In solchen Fällen sind motivierte Mitglieder, die Lernbereitschaft zeigen, besonders wertvoll.

Mario: Wie steht es um den Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten im Team?

Wolfgang: Es wird oft gewarnt, Menschen in „Schablonen“ oder „Schubladen“ zu stecken. Dennoch benötigen wir solche Schablonen im Alltag, um uns zurechtzufinden. Es ist wichtig, unsere Wahrnehmungen und Interpretationen abzugleichen und ein gemeinsames Verständnis von Personen und deren Handlungsweisen zu entwickeln.

Mario: Welche Typen von Persönlichkeitsmerkmalen gibt es in einem Team?

Wolfgang: Man kann zwischen verschiedenen Typen unterscheiden:

  • Stark außenorientierte und personenbezogene „Botschafter“, die schnell Kontakte knüpfen können.
  • Stark außenorientierte und sachbezogene „Macher“, die vorausschauend denken und Risiken nicht scheuen.
  • Eher binnenorientierte und personenbezogene „Moderatoren“, die empathisch Entwicklungen voranbringen.
  • Eher binnenorientierte und sachbezogene „Experten“, die detailverliebt innovative Lösungen suchen.

Mario: Könnte man sagen, dass Moderatoren und Experten ideal für ein Team sind?

Wolfgang: Auf den ersten Blick mag das so erscheinen. Aber Vorsicht! Auch Mitglieder, die das Team anspornen oder strategisch beeinflussen können sowie solche, die Ergebnisse verkaufen können, sind unerlässlich. Alle Persönlichkeiten sind gefragt!

Mario: Stößt Teamarbeit eigentlich auch an Grenzen?

Wolfgang: Der Teamarbeit sind dort Grenzen gesetzt, wo es – bei allem guten Willen – an der Teamfähigkeit einzelner Mitglieder mangelt. Gefährlich für die Teamentwicklung wird es dann, wenn einzelne die Teamzugehörigkeit missbrauchen, um eigene Leistungsschwächen zu kaschieren oder persönliche Ziele zu verfolgen.

Mario: Vielen Dank für Ihre wertvollen Einblicke! Gibt es abschließend noch etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Wolfgang: Ja! Achten Sie darauf, eine ausgewogene Mischung aus verschiedenen Persönlichkeiten in Ihrem Team zu haben. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihr Team alle erforderlichen Fähigkeiten abdeckt und gemeinsam Spitzenleistungen erzielt!

Mario: Lieber Wolfgang, herzlichen Dank, dass ich bei Ihnen nachfragen durfte.

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