Wir organisieren ein Barcamp
Tagungen werden interessanter, je mehr Austausch stattfindet. Eine Möglichkeit ist es, ein Barcamp anstelle einer klassischen Fachtagung oder Konferenz zu veranstalten.
Was ist ein Barcamp?
Ein partizipativer Workshop, in dem ein vorgegebenes Thema in einem informellen Prozess diskutiert wird. Zu Beginn werden der Ablauf und die Themen durch alle Teilnehmer gemeinsam festgelegt. Jede Person kann Fragen stellen, ihr Wissen einbringen und bedürfnisorientiert an konkreten Problemstellungen und Lösungen arbeiten.
Wie funktioniert ein Barcamp?
Barcamps funktionieren nach einer ähnlichen Methode wie die Open Space-Praxis: Ein Thema oder eine Diskussion wird im voraus vereinbart, während sich die Diskussion selbst organisch entfaltet, ohne durch eine vorgegebene Tagesordnung oder einen formalen Ablauf eingeschränkt zu sein. Der Prozess wird von den Teilnehmern selbst vorangebracht, damit die Beschränkungen von Standardkonferenzen aufgelockert werden.
Man könnte das Barcamp auch als Open Space-Veranstaltung bezeichnen, die viel offener und flexibler als eine konventionelle Tagung ist. Alle Teilnehmer werden ermutigt, einen Vortrag zu halten, eine Sitzung zu moderieren oder anderweitig zur Veranstaltung beizutragen. Die Teilnahme ist nur durch räumliche und zeitliche Bedingungen begrenzt – und gegebenenfalls durch den Internetzugang, denn viele Barcamps werden über das Internet organisiert und übertragen. Alle Barcamp-Formate beinhalten, dass die Teilnehmer Verantwortung für die gemeinsame Gestaltung des Tages tragen und ihre individuellen Themen und Kompetenzen mit einbringen.
Zu den wesentlichen Unterschieden gegenüber einer herkömmlichen Konferenz gehört, dass Barcamps weniger auf Regeln und mehr auf Selbstorganisation und Selbstmoderation setzen. Die Akteure sowie die Diskussionen vernetzen sich zwischen den Sitzungen, und interessierte Neueinsteiger können sich einbringen.
Wie organisiert man ein Barcamp?
Das Schlüsselelement bei der Barcamp-Methode ist die Abwesenheit einer zuvor festgelegten Tagesordnung. Man stellt eine Pinnwand oder eine leere Tafel bereit, definiert einen Zeitplan und lässt die Teilnehmer für jeden Zeitraum mehrere Themen eintragen, für die sie sich interessieren.
Im nächsten Schritt wählt man die Themen mit dem größten Interesse aus – bei zwei getrennten Arbeitsgruppen zwei Themen, bei vier Gruppen vier Themen etc. Zuletzt teilt man die Gruppen ein und startet mit den Sitzungen.
Der Ablauf gliedert sich in vier Teile:
Eröffnungssitzung, Planung der Sitzungen, Durchführung und Abschlussrunde
- In der Eröffnungssitzung begrüßen sich alle Teilnehmer, um einander kennenzulernen und ein Gefühl für alle Anwesenden zu erhalten.
- Bei der Sitzungsplanung kann und sollte jeder Teilnehmer eine eigene Sitzung vorschlagen. Wer ein Thema hat, steht auf, schreibt es auf ein Kärtchen und erklärt der Gruppe seinen Vorschlag.
Dabei kann es sich um eine Keynote, eine Präsentation bewährter Verfahren, eine Diskussion oder um ein methodisches Problem handeln, bei dem er oder sie Hilfe benötigt.
Beispiel: Weiterentwicklungen in der Teamdynamik
Die Teilnehmer stimmen darüber ab, ob ein Thema in diesem Moment von Interesse ist oder nicht. Wenn genügend Teilnehmer ja sagen, wird dem Kärtchen ein Sitzungsraum zugewiesen. - Nun beginnt die Durchführung: Die Sitzungsräume werden eröffnet und die Teilnehmer können sich entscheiden, in welchem Raum sie sich zu welchem Thema austauschen möchten.
- Abschlussrunde: Zu guter Letzt kommen alle wieder zusammen und es gibt eine abschließende Zusammenfassung.
Regeln für das Barcamp
Bei der Barcamp-Methode gilt, dass von jedem erwartet wird, etwas zum Barcamp beizutragen.
- Alle machen mit: Während in klassischen Konferenzen die Teilnehmer eher passiv dabei sind, geht das beim Barcamp nicht. Alle sind aufgefordert, sich aktiv einzubringen.
- Keine feste Tagesordnung: Die Teilnehmer bestimmen, wohin die Tagung führt, so dass sich das Barcamp in ganz verschiedene Richtungen entwickeln kann.
- Für jedes Thema ein Raum: Die Sitzungen laufen immer parallel, das heißt, alle können den Themenraum jederzeit verlassen und sich in einem anderen Raum einbringen.
- Es gibt keine falschen Ideen: Barcamps bieten einen sicheren Raum für Ideen und Denkanstöße. Alle Teilnehmer sollten einander mit Respekt behandeln und offen für neue Ideen und Perspektiven sein.
- Den Themen keine Grenzen setzen: Im allgemeinen sollten die Themen weder zu weit noch zu eng gefasst sein. Generell gilt: Je größer die Veranstaltung, desto weiter darf das Thema definiert sein. Bei kleineren Events empfehlen sich eng gefasste Schwerpunkte.
- Keine zeitlichen Limits: Die Präsentationen dauern so lange, wie sie es brauchen. Das fördert die Kreativität und gibt den Menschen einen Freiraum, um sich voll und ganz zu entfalten.
- Pausen einplanen: Die fließende Diskussion kann anstrengend werden. Deshalb darf man nicht vergessen, den Teilnehmern ausreichend Pausen zu gönnen.
Fazit: Barcamps sind Konferenzen auf Augenhöhe
Die Abwesenheit von geregelten Abläufen schafft idealerweise ein Umfeld, in dem sich alle wohlfühlen, ihre Gedanken zu teilen und den produktiven Austausch zu nutzen.
Für die Teilnehmer ist ein Barcamp oft eine interessante und aufregende Erfahrung. Gleichgesinnte zu finden, neue Dinge zu lernen und bessere Praktiken zu entwickeln sind mögliche Ergebnisse eines erfolgreichen Barcamps. Die kreative, lockere Atmosphäre ermutigt die Anwesenden, sich einzubringen, ohne dass sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen.
Für den Einzelnen kann ein Barcamp viele berufliche Vorteile mit sich bringen, was das Knüpfen von Kontakten und das Erlernen neuer Methoden angeht. Einiges bieten Barcamps auf jeden Fall: das Zusammentreffen von Menschen auf Augenhöhe, einen regen Wissens-und Erfahrungsaustausch und viel Spaß.
Vgl. Internet-Link: Barcamp: Definition, Ablauf und Regeln (hubspot.de)
Mario Neumann
Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationaler Deutscher Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.