Konflikte

Echt schwierige Typen

Von am 28.10.2024

Projekte sind Teamwork. Doch nicht mit jedem Kollegen versteht man sich gut. Es gibt eine Reihe von schwierigen Menschen, die wir immer wieder als Kolleginnen und Kollegen im Büro treffen. Und egal wie nervig, unangenehm oder gar gefährlich wir sie finden: In der Regel werden wir sie nicht los – außer wir oder die kündigen. Beides ist keine wahrscheinliche Lösung. Was bleibt also? Zu versuchen, einen gangbaren Weg zur Zusammenarbeit zu finden.

Marco M. ist für die Koordination eines Teams von Entwicklungsingenieuren verantwortlich. Unter ihnen ist ein besonders schwieriger Charakter: Volker S., ein erfahrener Ingenieur, der oft als Besserwisser auftritt. Er verfügt über umfangreiche Kenntnisse, neigt jedoch dazu, seine Ideen und Lösungen vehement durchzusetzen, ohne die Vorschläge anderer zu berücksichtigen. Dies führt in der Folge zu einer angespannten Atmosphäre im Team, da sich viele Mitglieder nicht trauen, ihre Meinungen zu äußern. Volker versucht zunächst, den schwierigen Kollegen in Einzelgesprächen zu überzeugen, doch dieser bleibt unnachgiebig. Die Situation eskaliert schließlich, als im Projekt wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen und das Team aufgrund interner Konflikte nicht mehr handlungsfähig ist.

„Halt doch einfach mal die Klappe!“, würden wir schwierigen Menschen gerne immer dann entgegenschmettern, wenn uns ihr Verhalten einfach nur noch nervt. Die Macken von schwierigen Personen sind oft gravierend und erfordern viel Geduld von uns – vor allem wenn wir ihnen nicht aus dem Weg gehen können. Toxische Beziehungen und Menschen zu meiden, die uns nicht guttun, ist ein durchaus probates Mittel, aber eben nicht immer möglich. Mit wem du dich anfreundest, liegt bei dir; Teammitglieder im Projekt können wir uns aber meist nicht selbst aussuchen. Dann heißt es, einen guten und klugen Umgang zu finden, um auch in angespannten Situationen mit schwierigen Menschen nicht gestresst oder genervt zu reagieren.

Ein schlechter Umgang mit schwierigen Typen kann die Teamdynamik erheblich stören. Dies führt zu Spannungen, Missverständnissen und einem Rückgang der Zusammenarbeit. Zudem werden wichtige Entscheidungen verzögert oder gar nicht mehr getroffen.

Foto: Edwin Francisco auf Pixabay

Warum wir Menschen als schwierig empfinden

Die meisten von uns bezeichnen Charaktere wie Besserwisser, Nörgler, Jammerer oder Choleriker als anstrengend. Doch das Etikett „schwierig“ ist zunächst eine subjektive Einschätzung: Aus irgendeinem Grund kommen wir mit diesen Menschen nicht klar. Unsere gewohnten Strategien, mit Menschen umzugehen, greifen bei diesen Personen einfach nicht. Sie reagieren vielleicht aggressiv, jammern ununterbrochen, wissen alles besser oder geben uns keine Antwort. Oft stehen wir einfach nur da, sind perplex oder werden wütend.

Wir neigen dazu, die Ursachen für das merkwürdige Verhalten in ihrer Persönlichkeit zu suchen. Dabei sind es häufig die äußeren Umstände, die zu diesem problematischen Verhalten führen. Auch wir sind nicht immun gegen schwierige Reaktionen und können unter bestimmten Bedingungen selbst als „schwierig“ wahrgenommen werden.

Warum manche Menschen schwierig werden

Um überhaupt einen positiven Umgang mit schwierigen Menschen zu erreichen, ist es zunächst wichtig, Verständnis für sie aufzubringen. Grundsätzlich haben schwierige Menschen etwas gemeinsam: mangelnde Selbstachtung und die (übersteigerte) Suche nach Anerkennung.

Wenn eine Person in ihrer Kindheit beispielsweise immer gelobt wurde, wenn sie etwas besser wusste als andere Kinder, ist ihr als Erwachsener möglicherweise nicht bewusst, dass dieses besserwisserische Verhalten nicht gut ankommt. Schließlich bekam man ja gerade für dieses Verhaltens eine Extra-Portion Anerkennung von den Eltern.

Schwierige Menschen haben oft nicht gelernt, alternative Kommunikationsstrategien zu nutzen und greifen stattdessen auf die nervenden Verhaltensweisen zurück, die ihnen einst Wertschätzung und Anerkennung einbrachten. Ihnen fehlt meist der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Sie nehmen Situationen stark aus ihrer eigenen Perspektive wahr und sind sich oft nicht bewusst, dass sie die Bedürfnisse und Beweggründe anderer ignorieren. Dadurch handeln sie egoistisch und können für ihr Umfeld unangenehm oder sogar unerträglich sein – ohne es selbst zu bemerken.

Wie man mit schwierigen Menschen umgeht

In vielen Fällen ist es so, dass man mit den Menschen, die uns Schwierigkeiten bereiten, möglichst wenig bis gar nichts mehr zu tun haben mag. Das ist zwar menschlich, aber leider macht das die Situation für alle Beteiligten – besonders für Dich selbst – noch anstrengender. Wenn wir nicht miteinander reden, bleiben wichtige Informationen auf der Strecke oder wir behindern die Zusammenarbeit im Team.

Man sollte deshalb versuchen, möglichst schnell ein klärendes Gespräch zu führen. Das kostet zunächst Überwindung, wenn der Gesprächsfaden zuvor gerissen ist. Ein guter Einstieg ist deshalb die eigene Offenheit und das direkte Ansprechen, dass man die Situation als belastend erlebt und man sich eine bessere und offene Zusammenarbeit wünscht. Wichtig ist, dass Du Dir vor dem Gespräch überlegst, was Dein Ziel ist. Und natürlich, was Du selbst beitragen kannst, um die Situation zu verbessern.

Wenn wir mit schwierigen Menschen besser auskommen wollen, müssen wir das genaue Gegenteil von dem tun, was die schwierige Person tun würde. Wir sollten uns in die Lage des anderen versetzen und prüfen, ob es einen wahren Kern in dem gibt, was er oder sie sagt. Die andere Person wird sich dann weniger abwehrend verhalten und eher bereit sein, uns zuzuhören. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass unser Gegenüber sein Gesicht wahren kann – und ist somit gesprächsbereiter und offener für das, was wir möchten.

Mitunter kann es ein paar Tage nach einem Gespräch dauern, bis sich eine echte Veränderung auf der Beziehungsebene einstellt, weil man sich erst wieder aufeinander zubewegen muss und es eine neue Beziehungsebene aufzubauen gilt.

Am Ende hilft nur die Eskalation

Es ist gut möglich, dass die Situation trotz aller Bemühungen von Deiner Seite nicht besser wird. In dem Fall kann es hilfreich sein, die Führungskraft zu einem gemeinsamen Gespräch zu dritt zu bitten. Auch für dieses Gespräch ist es wichtig, dass Du Dich möglichst gut vorbereitest und Klarheit darüber hast, was Du gerne erreichen möchtest.

Schwierigen Menschen aus dem Weg zu gehen ist eine gute Taktik für das eigene Wohlbefinden. Allerdings ist das im Alltag nicht immer möglich und sinnvoll. Dennoch: Versuche die komplizierten Kontakte möglichst kurz und selten zu halten. Wenn es dann aber doch zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt, helfen dir folgende konkrete Survival-Tipps, um besser mit dem schwierigen Gegenüber klarzukommen.

Survival-Tipps

  • Egal, wie sehr dich eine Person nervt, lästere nicht über sie. Das ist zwar menschlich, aber mit diesem Verhalten sorgst Du dafür, dass die Stimmung nur noch schlechter wird.
  • Zeige Empathie und versuche, Dich in die Lage der anderen Person zu versetzen. Verständnis für ihre Beweggründe kann helfen, Konflikte zu entschärfen.
  • Habe den Mut und warte nicht zu lange, die belastende Situation anzusprechen. Je früher du handelst, desto einfacher ist es, Lösungen zu finden.
  • Vermeide emotionale Reaktionen und bleibe sachlich. Ein ruhiger Umgangston kann deeskalierend wirken.
  • Überprüfe dein eigenes Verhalten und deine Reaktionen regelmäßig. Manchmal können Deine eigenen Einstellungen die Konflikte verstärken oder entschärfen.
  • Und denke daran: Du musst nicht mit den nervigen Kollegen in die Kantine oder zum Feierabendbier. Du musst „nur“ mit ihnen zusammenarbeiten.

Mario Neumann

Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationalen Deutschen Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com