Strategie

Die virtuelle Beratungsplattform

Von am 28.01.2022

Ich stelle Menschen gerne Fragen, weil mich ihre Arbeit, ihre Strategien, ihre Standpunkte oder ihre Thesen interessieren. In meinem Online-Magazin möchte ich die Antworten meiner Interviewpartner gerne mit Euch teilen. Heute habe ich meine FÜNF FRAGEN an Dr. Werner Boysen gestellt.

Mario: Werner, Du bist erfolgreicher Unternehmensberater und Interimmanager, und nun bringst Du mit consultingcheck eine innovative, virtuelle Anwendung auf den Markt, die ohne persönlichen Berater funktioniert. Kannibalisierst Du Dich dadurch nicht selbst?

Werner: Wenn eine virtuelle Anwendung bestimmte Leistungen genauso gut ausführen kann wie ich, sollte ich sie die auch machen lassen. So kann ich mich auf solche Aufgaben konzentrieren, die nicht von Maschinen übernommen werden können und bei denen ich einen persönlichen Mehrwert generieren kann. Also lautet meine Antwort auf deine Frage eindeutig: nein! Maschinen werden intelligenter und leistungsfähiger. Ich sehe sie aber nicht als Verdränger, sondern als Unterstützer. Im Fall der virtuellen Unternehmensberatung können Beratungsinteressenten nach dem ersten Support informierter und gezielter auf geeignete Experten zugehen. Anforderungsprofile für Projekte werden präziser und realistischer, und die Projektarbeit konzentriert sich vom ersten Moment an auf Unternehmens- und Situationsspezifika. Damit wird die Vor-Ort-Arbeit im Projekt effizienter und wirkungsvoller.

Mario: Eine solche „Maschine“, wie Du es bezeichnet hast, zu bauen, ist ja schon ein umfangreiches Unterfangen, das man nicht einfach aus dem Ärmel schüttelt. Was hat bei Dir denn den Anstoß gegeben, eine so mächtige Plattform aufzubauen? Was sind für Dich bei der Umsetzung von consultingcheck die wichtigsten Erfolgsfaktoren gewesen? Welche Tipps würdest Du Projektmanagern mitgeben?

Werner: Lass mich zunächst auf Deine erste Teilfrage eingehen, Mario, auf die Frage danach, was mich dazu bewegt hat, consultingcheck aufzubauen: Die Idee, mich damit zu beschäftigen, Elemente der Unternehmensberatung zu standardisieren und zu automatisieren, ist bei mir schon vor 20 Jahren entstanden, als ich erkannte, dass der Beratungsprozess gewisse wiederkehrende Muster aufweist, die eigentlich schon damals danach schrien, automatisiert zu werden. Allerdings war die Zeit damals noch nicht reif für Internet-basierte Anwendungen. Heute ist die Welt diesbezüglich deutlich weiter, aber eine Anwendung, wie ich sie mir vorstellte, habe ich immer noch nicht gesehen. Also nahm ich mir Anfang dieses Jahres vor, meine Idee umzusetzen. Wichtig ist mir, nicht reines Fachwissen anzubieten, sondern Nutzer darin zu unterstützen, Zusammenhänge zu erkennen und wertvolle Impulse zu erhalten, deren Wurzeln außerhalb des Zentrums ihres Fachgebiets liegen. Ich möchte mit consultingcheck ganzheitliches, sinnvoll vernetztes Denken fördern. Das ist in unserer global verwobenen Wirtschaftswelt extrem wichtig.

Du hast natürlich recht, den Umfang eines solchen Vorhabens anzusprechen. Das ist in der Tat ein echtes Projekt. Ein anspruchsvolles Projekt sogar, das ich neben meiner bezahlten Projektarbeit organisiert und realisiert habe. Getrieben hat mich eine starke Motivation, etwas ganz Neues im Markt für Unternehmensberatung zu schaffen. Die Idee, für Beratungsinteressenten ohne Barrieren Lösungsräume und Lösungsansätze für ihre Herausforderungen im Management zu entwickeln und ihnen kontextrelevante Anwendungen zur Verfügung zu stellen, gab und gibt mir den nötigen Antrieb.

Und nun zu Deiner zweiten Teilfrage, Mario: Wie bei allen großen Herausforderungen ist eine gewisse, realistische Projektplanung erforderlich; aber das Wichtigste ist, einfach anzufangen und mal loszugehen. Der Begriff „agiles Projektmanagement“ wird ja heute etwas inflationär verwendet, aber genau das trifft den Kern, wenn etwas Neues geschaffen werden soll. Man wird von einer Vorstellung getragen, weiß aber noch gar nicht genau, ob und wie sie im Detail umgesetzt werden kann. Statt Deal-Breakers zu wittern, hilft eine positive Grundhaltung, Offenheit für neue Lösungsmöglichkeiten und Flexibilität für eben solche agilen Justierungen. Vielleicht wird das Ergebnis etwas anders aussehen als die ursprüngliche Idee, aber es wird etwas Machbares umgesetzt. Auch die Bereitschaft, in Phasen zu denken, ist wichtig. Ich möchte Projektmanagern mitgeben, lieber eine Basisversion funktional fertigzustellen, sie in den Markt zu bringen und die Akzeptanz zu monitoren, um dann weitere marktgerechte Funktionen „aufzuschalten“, statt lange im Verborgenen an einer Endversion zu arbeiten. Ein weiterer unverzichtbarer Baustein für den Projekterfolg ist ein Team aus kompetenten und engagierten Personen, die zum Projekt passen und das Projekt miteinander abgestimmt nach vorn treiben. Ein solches Team bereichert die Projektarbeit laufend mit kreativen Ideen und umgesetzten Arbeitspaketen. Und schließlich gehört eine gute Portion Disziplin dazu, ein innovatives Entwicklungsprojekt erfolgreich zu stemmen. Man muss das Projekt zu seiner Mission machen. Ansonsten wird es verkümmern.

Foto: Dr. Werner Boysen

Mario: Das heißt, Du hast Deine Fähigkeiten und Erfahrungen aus Deinem Job in Deinem eigenen Projekt konsequent angewendet. Ist das Projekt für Dich damit abgeschlossen? What comes next?

Werner: Wir haben im Team nun eine Basisversion von consultingcheck fertiggestellt, mit der wir am 8. Dezember an den Markt gegangen sind. Du sprichst an, dass jedes Projekt einen Start und ein Ende hat, denn sonst wäre es ja kein Projekt. Aber alles ist im Fluss. Du weißt auch, dass ein gutes Produkt noch keine Innovation ist, wenn es nicht erfolgreich vom Markt angenommen wird. Um das zu erreichen, müssen die Zielkunden über das Produkt informiert werden. Und da setzt unser Anschlussprojekt an: Die Vermarktung von consultingcheck. Wir werden consultingcheck in den Zielsegmenten über professionelles PR bekannt machen und online und die Leistung offline gezielt bewerben. Außerdem möchten wir Experten als Werbepartner gewinnen, die ihre Leistungen bei consultingcheck kontextbezogen gegen Entgelt vorstellen. Mir ist bewusst, dass die Vermarktung voraussichtlich noch einmal mindestens genauso viel Zeit, persönlichen Einsatz und Geld kosten wird wie die Erstellung der Plattform. Ein solches Vermarktungsprojekt erfordert auch ganz andere Skills und Kontakte. Das heißt, die Zusammensetzung des Teams wird sich ändern. Da können wir von den großen Brands lernen.

Mario: So ganz ist mir noch nicht klar, was consultingcheck genau anbietet? Wer profitiert davon auf welche Weis

Werner: consultingcheck ist eine innovative, internet-basierte Anwendung, mit der Lösungsräume für Herausforderungen im Management eingegrenzt und ganzheitlich vernetzt angelegte Lösungsansätze gefunden werden können (1st-level Support). Die Anwendung wurde am 8.12.2021 in den deutschsprachigen Markt unter www.consultingcheck.de eingeführt.

consultingcheck spricht Fach- und Führungskräfte in Unternehmen aller Branchen und jeder Größenordnung an. Ausgehend von einer im Dialog spezifizierten Management-Herausforderung bietet die Anwendung einen Überblick über Lösungsmöglichkeiten. Außerdem erhalten die Nutzer wertvolle Impulse, welche weiteren Aspekte die nicht unmittelbar offensichtlich sind, sie berücksichtigen sollten. Sie erhalten auch den Zugang zu interessanten Whitepapers, nützlichen Vorlagen sowie praxisgerechten Tools und Anwendungen. Beratungsinteressenten können über consultingcheck kontextsensitiv Kontakt mit geeigneten Experten aufnehmen, die sie in der Umsetzung von Maßnahmen hands-on begleiten können. Für Experten (bspw. Interimmanager, Unternehmensberater, Agenturen, Rechtsanwälte und Steuerberater) besteht die Möglichkeit, sich bei Beratungsinteressenten gezielt, d. h. kontextorientiert, zu präsentieren.

Mario: Wie möchtest Du es denn schaffen, dass consultingcheck angenommen wird und auch dauerhaft frequentiert wird? Du sprachst eben davon, erst einmal eine Basisversion zu schaffen. Das hast Du mit Deinem Team offenbar geschafft. Wie sehen denn die nächsten Ausbaustufen von consultingcheck aus?

Werner: Wir bauen die Funktionalität schrittweise weiter aus und sorgen unter anderem für dynamischen Content, der Nutzer bei neuen Herausforderungen immer wieder zu consultingcheck zurückführt, also wie Google und Wikipedia das erreichen. Konkret haben wir vor, im nächsten Schritt Branchen-Verticals zu schaffen, um über die allgemeingültigen Inhalte hinaus auch branchenspezifische Angebote machen zu können. Außerdem werden wir betriebliche Funktionen und wichtige Querschnittsfunktionen herausheben. Unter anderem stelle ich mir vor, zu Projektmanagement, Controlling, Vertrieb und Logistik in die Tiefe zu gehen. Beides möchte ich gern mit Partnern umsetzen, die eine entsprechende Expertise einbringen und solche Domains in consultingcheck besetzten und entwickeln möchten. In Q1/2022 möchten wir eine englischsprachige Version hinzufügen, um auch außerhalb der deutschsprachigen Märkte zu wirken. Als ein weiteres Ziel schwebt mir vor, die Anwendung nach dem Vorbild von Wikipedia für Experten redaktionell zu öffnen, um den Fundus an relevanter Information zu vertiefen und thematisch auszubauen.

Mario: Ich erkenne, das das Projekt „consultingcheck“ tatsächlich weitergedacht wird und bin sehr gespannt, wie sich die Anwendung entwickelt und wie sie angenommen wird, Werner. Danke für das interessante Interview!

Zur Person

Dr. Werner Boysen kennt die Herausforderungen des operativen Managements aus mehr als 30 Jahren Erfahrung in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Dr. Werner Boysen wirkt als Managementberater und Interim-Manager an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaftspraxis und ist Autor von Fachbüchern über systemgerechtes Management (www.dr-boysen-management.de).

Zum 8. Dezember 2021 führte die Dr. Boysen Management + Consulting GmbH consultingcheck in den Markt ein, eine innovative internet-basierte Anwendung zur Unternehmensberatung. consultingcheck bietet einen wirksamen 1st-Level-Support und vermittelt gezielt und kontextbezogen zwischen Beratungsinteressenten und Spezialisten (www.consultingcheck.de).

Mario Neumann

Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationaler Deutscher Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.