In einem IT-Projekt, das die Entwicklung einer neuen Softwareanwendung zum Ziel hatte, wurde Achim K. als Scrum Master eingesetzt. Achim nimmt seine neue Rolle jedoch nur halbherzig wahr. Anfänglich ist das Team noch motiviert und arbeitet an den Sprint-Zielen. Doch schon bald treten erste Probleme auf: Achim hält keine regelmäßigen Stand-up Meetings ab und lässt die Teammitglieder mehr oder weniger vor sich hinwursteln. Das führt schnell zu Missverständnissen über die Aufgabenverteilung und zu Verzögerungen im Projektablauf. Zudem verzichtet Achim auf die Retrospektiven – die hält er für reine Zeitverschwendung. Er übersieht allerdings, dass damit nicht nur wertvolle Feedback-Schleifen verloren gehen, sondern auch das Team ist frustriert, da ihre  Anliegen nicht gehört werden.

Ohne Scrum Master wäre ein Scrum Team kein solches, das besagt alleine schon die Definition eines Scrum Teams. Trotzdem halten viele die Rolle – fälschlicherweise – für weniger wichtig. Dabei spielt der Scrum Master eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung und Beseitigung von Hindernissen, die das Team daran hindern, seine Ziele zu erreichen. Fehlt diese Unterstützung, bleiben Probleme oft ungelöst, was zu Frustration im Team führt und den Fortschritt des Projekts gefährdet. Zudem werden ohne einen Scrum Master möglicherweise wichtige Meetings wie Retrospektiven nicht durchgeführt. Dies hat zur Folge, dass das Team keine Gelegenheit hat, aus Erfahrungen zu lernen und Verbesserungen in den Arbeitsprozessen vorzunehmen.

Ohne einen Scrum Master besteht die Gefahr einer unzureichenden Kommunikation innerhalb des Teams. Wichtige Informationen werden möglicherweise nicht rechtzeitig geteilt, was unweigerlich zu Missverständnissen und Verzögerungen im Projektablauf führt.

In der Funktion als Scrum-Master hast Du verschiedene Aufgaben, wenn Du das Entwicklungsteam durch das Projekt begleitest. Im Gegensatz zu einem klassischen Projektmanager, dessen Ziel es ist, Teams und Projekte auf Kurs zu halten, gehört es auch zu den Aufgaben des Scrum Masters, das Team im Sinne des Scrum-Modells auszurichten und für eine effektive Zusammenarbeit im Team zu sorgen. Der Scrum Master erfüllt dabei fünf zentrale Aufgaben:

Aufgabe 1: Die Rolle als Lehrer

Für Scrum-Neulinge sind die agile Denkweise und das Scrum Framework vielleicht noch ungewohnt. Es gehört deshalb zu den Aufgaben des Scrum Masters, dies zu ändern! – Dass der Scrum Master dabei ein Lehrer ist, wird oft vergessen, ist aber gerade in der Anfangsphase eines neuen Scrum Teams unverzichtbar.

Als Lehrer vermittelt der Scrum Master nicht nur die Grundlagen von Scrum, sondern fördert auch ein tiefes Verständnis der agilen Prinzipien und Werte. Er hilft den Teammitgliedern, ihre Rollen und Verantwortlichkeiten zu verstehen und unterstützt sie dabei, effektive Praktiken zu entwickeln. Durch Workshops, Schulungen und individuelle Coachings schafft der Scrum Master eine Lernumgebung, in der Teammitglieder ermutigt werden, Fragen zu stellen und neue Ideen auszuprobieren. Diese Lehrtätigkeit trägt dazu bei, das Team kontinuierlich weiterzuentwickeln und eine Kultur des Wissensaustauschs zu etablieren. Letztlich stärkt der Scrum Master als Lehrer die Selbstorganisation des Teams und fördert dessen Fähigkeit, Herausforderungen eigenständig zu bewältigen.

Aufgabe 2: Die Rolle als Moderator

Meetings können sehr frustrierend werden, wenn alle möglichen irrelevanten Themen zur Sprache kommen. Wenn der introvertierte Kollege nicht gehört wird, weil der extrovertierte Mitarbeiter zu anmaßend ist. Oder wenn man zwei Stunden lang diskutiert hat, aber am Ende keine konkreten Vereinbarungen getroffen werden.

In seiner Funktion als Moderator sorgt der Scrum Master dafür, dass alle Meetings, wie Daily Stand-ups, Sprint Planning, Sprint Reviews und Retrospektiven, strukturiert und zielgerichtet ablaufen. Er schafft eine offene und respektvolle Atmosphäre, in der jedes Teammitglied ermutigt wird, seine Gedanken und Ideen zu teilen. Durch geschickte Moderation hilft der Scrum Master, Diskussionen zu lenken, Konflikte zu lösen und sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört werden. Zudem achtet er darauf, dass die Zeitvorgaben eingehalten werden und die Meetings produktiv bleiben. Letztlich fördert der Scrum Master als Moderator nicht nur die Zusammenarbeit im Team, sondern trägt auch zur kontinuierlichen Verbesserung der Arbeitsprozesse bei.

Aufgabe 3: Die Rolle als Coach

Das Coaching ist eine der wichtigsten, aber auch schwierigsten Aufgaben eines Scrum Master. In dieser Funktion unterstützt der Scrum Master die Teammitglieder dabei, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ein tieferes Verständnis für agile Praktiken zu entwickeln.

Als Coach beobachtet der Scrum Master das Team von außen, identifiziert Stärken und Schwächen und bietet gezielte Unterstützung an, um individuelle und kollektive Kompetenzen auszubauen. Durch regelmäßige Feedbackgespräche hilft er dem Team, die vielfältigen Herausforderungen des Projektalltags zu meistern und kontinuierlich besser zu werden. Letztlich trägt der Scrum Master als Coach dazu bei, eine Kultur des Lernens und der Verbesserung zu etablieren, die langfristig den Erfolg des Projekts sichert.

Aufgabe 4: Die Rolle als Servant Leader

Eines ist sicher: Der Scrum Master ist nicht der Assistent des Teams. Er schafft vielmehr die Rahmenbedingungen, unter denen sich die Teammitglieder entfalten können. Ein guter Scrum Master steht jeden Tag mit der Frage auf: „Wie kann ich meinem Team helfen, die Arbeit noch einfacher zu machen?“

Scrum ist in der Theorie einfach, aber die Praxis ist oft widerspenstig. Regelmäßig treten Hindernisse auf, die das Team daran hindern, optimale Leistungen zu erbringen. In Scrum werden diese Hindernisse mit dem Wort „Impediments“ bezeichnet. Als Servant Leader beseitigt der Scrum Master Hindernisse, die den Fortschritt im Projekt behindern, und sorgt dafür, dass das Team über alle notwendigen Ressourcen verfügt. Diese dienende Haltung ermöglicht es dem Team, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und eigenverantwortlich zu arbeiten, was letztlich zu einem höheren Projekterfolg führt.

Aufgabe 5: Die Rolle als Mediator

Erst einmal: Dass Menschen auch in agilen Settings Konflikte haben, ist nicht wirklich überraschend. Warum sollte es dort anders sein? Natürlich wird viel versprochen, mit Agilität soll alles besser werden. Also gibt es auch die Hoffnung, dass in agilen Teams die Mitglieder anders, also konstruktiver miteinander umgehen. Aber es sind doch immer noch die gleichen Menschen mit den gleichen Bedürfnissen, die in einem Projekt arbeiten.

Wenn Konflikte oder Missverständnisse zwischen Teammitgliedern auftreten, braucht es den Scrum Master als neutralen Vermittler. Er hilft den Beteiligten, ihre Perspektiven klar zu artikulieren, um ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln. Durch aktives Zuhören und gezielte Fragen unterstützt der Scrum Master das Team dabei, Lösungen zu finden, die für alle akzeptabel sind. Diese Mediation trägt nicht nur zur Klärung von Differenzen bei, sondern ermöglicht auch eine respektvolle und konstruktive Konfliktkultur.

Survival-Tipps

• Fördere als Lehrer Veränderungen innerhalb der Organisation bzw. des Projektteams, um agile Praktiken zu implementieren und zu verbessern.
• Sorge als Moderator dafür, dass Meetings wie Daily Stand-ups, Reviews und Retrospektiven produktiv sind und alle Teammitglieder die Möglichkeit haben, sich einzubringen.
• Helfe den Teammitgliedern als Coach, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und fördere eine agile Denkweise innerhalb des Teams.
• Unterstütze als Servant Leader Dein Team dabei, Hindernisse zu beseitigen und schaffe ein Umfeld, in dem die Teammitglieder autonom arbeiten können.
• Vermittele als Mediator bei Konflikten innerhalb des Teams oder zwischen dem Team und externen Stakeholdern und helfe dabei, Missverständnisse auszuräumen.
• Arbeite daran, eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren und Widerstände gegen Veränderungen abzubauen.