Nur Mut!
Mut ist die Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält, und sei es auch etwas Unangenehmes. Mut ist aber auch die Fähigkeit, in einer riskanten, gefährlichen Situation seine Angst zu überwinden. Mut ist Furchtlosigkeit dort, wo man Angst haben könnte oder wo ein anderer Angst hätte.
Mut zur neuen Rolle
Die Selbstdarstellung in der Mitte eines Kreises erfordert Mut und Überwindung, sich zu zeigen, wie man gerade ist. Aber sie ist auch ein Stück Befreiung:
Raus aus der beengenden Passivhaltung – rein in die Aktion. Nur Mut!
Die Rolle gibt sich jeder selbst. Jeder hat die freie Wahl und alle Gestaltungsmöglichkeiten. Allerdings: Erst wenn man sich seine mitgebrachte Rolle („für was man sich selbst hält“) bewusst gemacht hat und sich selber wahrnimmt, kann man auch andere Rollen ausprobieren und übernehmen.
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben
(Friedrich Hebbel)
Grundformen des Mutes
- physischer Mut, bei dem die Gefahr in einer möglichen Schädigung von Leib und Leben besteht
- moralischer oder sozialer Mut, bei dem die Gefahr in einer möglichen sozialen Ausgrenzung besteht
- psychologischer oder existenzieller Mut, bei dem die Gefahr in einer möglichen Destabilisierung der Persönlichkeit besteht
Verschiedene Formen des Mutes
Wagemut bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheit behaftete Situation zu begeben. Verschiedene Spielarten von Mut sind allerdings negativ konnotiert: Übermut, Kleinmut, Missmut, Hochmut. Wer Unmut äußert, zeigt Unwohlsein. Es gibt auch den Gleichmut, eine Verfassung, die einen nicht aus dem Gleichgewicht bringt. Und den Großmut, die Eigenschaft, anderen Personen etwas zu gönnen und mit Leichtigkeit geben zu können.
Die Alternative zum Hochmut ist nicht der Kleinmut, sondern die Demut.


Foto: Matjaz Slanic auf istockphoto
Demut
Demut ist ein Wort, das kaum noch jemand ernst nimmt und mit dem kaum noch jemand etwas anfangen kann. Demut ist Zustimmung zur Welt, so wie sie ist, Zustimmung zur eigenen Kleinheit und zur eigenen Größe. Zur eigenen Größe braucht man am meisten Mut. Viele drücken sich vor der eigenen Größe – das ist Feigheit.
Demut kann nicht durch Demütigung erzwungen werden.
Demut zeigt, wer Demütigungen vermeidet
In früheren Zeiten ist der Kniefall als Demutsgeste üblich gewesen. Heute ist er eine völlig unzeitgemäße Körperhaltung und kommt im täglichen Leben nur noch in veränderter oder abgeschwächter Form vor. Das Knien ist eine extreme Haltung und Geste. In einer Inszenierung kann es eine aussagekräftige Geste sein.
Mut und Angst
In einer Situation Mut zu zeigen muss sich nicht zwingend auf etwas tatsächlich Gefährliches beziehen. Wer Angst vor Situationen hat, die objektiv nicht gefährlich sind, verhält sich insofern mutig, als er sich ihnen trotz seiner Angst stellt.
Vor einer gefährlichen Situation keine Angst zu haben, wird ebenfalls als Mut bezeichnet, obwohl dies auch ein Zeichen von Erfahrung in der Bewältigung der Gefahr sein kann – oder auch von Naivität, wenn das Gefahrenpotenzial gar nicht erkannt wird.
Ob jemand mutig oder ängstlich ist, eine Führungskraft oder ein Duckmäuser, ob jemand im Leben auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, hängt sehr von der Einstellung ab, die er zu sich selbst hat:
Was bin ich wert? Was kann ich? Wen muss ich fürchten und auf wen kann ich mutig zugehen?
Mut zur Handlung oder zur Handlungsverweigerung
Mut ist eine Charaktereigenschaft, die dazu befähigt, sich gegen Widerstand und Gefahren für eine als richtig und notwendig erkannte Sache einzusetzen. Dabei können zwei gegensätzliche Zielrichtungen verfolgt werden: Mut erfordert die Entschlusskraft, nach sorgfältigem Abwägen etwas Unangenehmes oder Gefahrvolles zu tun – oder aber zu verweigern. Beides kann mit Nachteilen für die eigene Person verbunden sein und Opfer erfordern.
Im Falle der Entscheidung zum aktiven Handeln kämpft der Mutige für die Durchsetzung eines Rechts, für das Meistern einer gefährlichen Situation oder für die Realisierung eines Wertes gegen Widerstände und Bedrohungen.
Im Falle der Handlungsverweigerung besteht der Mut darin, einem Tun zu widerstehen, das als wertlos, als Unrecht oder als Zumutung erkannt wird.
Beiden Ausdrucksformen von Mut (handeln oder das Handeln verweigern) kommt der gleiche Rang zu. Beide erfordern Bewusstsein, eigenständiges Denken, charakterliche Stärke und Durchsetzungsvermögen.
Mut als Zivilcourage
Zivilcourage kennzeichnet eine Persönlichkeit, die bereit ist, sich in ihrem alltäglichen bürgerlichen Umfeld für die Durchsetzung von Gerechtigkeit und sozialen Normen einzusetzen, auch wenn dies unangenehm oder belastend ist.
Es handelt sich um ein sozialethisches Verhalten, das am eindrucksvollsten sichtbar wird, wenn die Integrität einer anderen Person, die Menschenwürde oder Menschenrechte bedroht werden und ein entsprechendes Eingreifen durch einen mutigen Mitmenschen notwendig wird.
Das Unbekannte
Mut bedeutet, das Bekannte für das Unbekannte aufs Spiel zu setzen, das Vertraute für das Unvertraute zu riskieren, das Bequeme für eine unbequeme, anstrengende Fahrt zu einem unbekannten Ziel. Man weiß nie, ob man in der Lage sein wird, es zu erreichen oder nicht. Es ist wie beim Glücksspiel. Doch nur wer ein Spieler ist, weiß, was Leben ist. Indische Weisheit
Ermutigung
Man kann durch eigenes Verhalten selbst Mut fassen, wenn man den Erfolg erkennt, nachdem man etwas gewagt hat. Man kann aber auch anderen Mut machen durch Zuspruch, Gesten, Mimik. In der Pädagogik ist die Ermutigung sehr hilfreich, um Kinder aufzufordern, bestimmte Erfahrungen zu machen, damit weitere Lernprozesse in Gang gesetzt werden, und um die Lernmotivation zu stärken. Ermutigung betrifft und stabilisiert grundlegend die gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
Ermutigungen werden in vielfältiger Form erteilt. Bei den Gesten ist die verbreitetste das Schulterklopfen. Bei Sportlern sind Zurufe oder Applaus Möglichkeiten, Energien freizusetzen, um den Wettkampf zu bestehen. Bei verzweifelnden Menschen, die den Mut verloren haben, ein Unglück zu schultern, ist eine Ermutigung in Form von Zuspruch angebracht.
Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten. Jeder kann diese (wieder-)entdecken und entwickeln. Jeder hat die Kraft, sein Leben zu gestalten. Mancher braucht nur etwas Ermutigung.
Ermutigung
- lenkt den Blick auf das Positive
- stärkt das Selbstvertrauen
- führt zu der Überzeugung „Ich kann …“
- verhilft dem Menschen zu einem stabilen Gefühl seines Wertes und seiner Fähigkeiten
- hilft dem Menschen, sich zu entwickeln und zu wachsen.
Rudolf Dreikurs (1897 -1972), österreichisch-amerikanischerPädagoge und Psychologe


Mario Neumann
Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationaler Deutscher Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.