Well Team Times Nr. 294

Psychologische Sicherheit im Team

Von am 15.05.2025

Psychologische Sicherheit kann man fühlen:

Man fühlt sich, man wiegt sich in Sicherheit und fühlt sich geborgen. Das können wir physisch oder psychologisch verstehen, also körperlich oder sozioemotional. Ein psychologisches Sicherheitsgefühl braucht der Mensch in allen sozialen Zusammenhängen, in der Familie, in der Gesellschaft, im Beruf und auch im Team – egal ob Arbeitsteam oder Trainingsteam.

Psychologische Sicherheit ist ein entscheidender Faktor für die psychische Gesundheit. Sie verleiht ein Gefühl von Freiheit und Vertrauen, insbesondere das Gefühl, die eigenen Bedürfnisse jetzt und in Zukunft befriedigen zu können und zu dürfen.

Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz

entscheidet, wie offen die Kollegen miteinander sprechen, ob sie ihren Platz im Team finden, ihre Diversität schätzen, sich gegenseitig unterstützen, Fehler als Chance sehen, ihr Potenzial entfalten, Verantwortung übernehmen und ob sie Teilhabe erleben. Nur in einem Umfeld der Freiheit und des Vertrauens entstehen Produktivität, Kreativität und echte Innovationen.

Jeder Mensch wäre wohl gern in einem Team, in dem er offen seine Meinung sagen, Fragen stellen und auch mal Fehler zugeben kann – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
Er möchte sich an seinem Arbeitsplatz authentisch zeigen und seine Ideen äußern können, ohne befürchten zu müssen, dass es seinem Ansehen oder seiner Karriere schadet. Wenn dieses Vertrauen da ist, trauen sich Menschen, kreative Lösungen einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, und können über sich hinauswachsen. Das macht nicht nur den Einzelnen erfolgreicher, sondern auch das gesamte Team. Denn gute Leistung und echte Innovation entstehen nur dort, wo sich alle sicher genug fühlen, ihre Persönlichkeit und ihr volles Potenzial zu entfalten.

Foto: Matjaz Slanic auf istockphoto

Trends und Entwicklungen

Remote-Arbeit und hybride Arbeitszeitmodelle entwickeln sich zum Standard. Virtuelle Teams müssen sich immer wieder neu bilden, was für die Gewährleistung psychologischer Sicherheit neue Herausforderungen mit sich bringt. Führungskräfte müssen virtuelle Räume auch für den informellen Austausch bereitstellen und digitale Formate so gestalten, dass auch leisere Stimmen und versteckte Meinungen Gehör finden. Online-Konferenzen müssen geschickt und einfühlsam moderiert werden.
Von Führungskräften wird ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz gefordert. Die Fähigkeit, psychologische Sicherheit auch in diversen, heterogenen, fluktuierenden Teams zu gewährleisten, wird zur Kernkompetenz. Das umfasst insbesondere das Erkennen und Anerkennen unterschiedlicher kultureller Perspektiven und das Moderieren einer multilateralen Kommunikation.

Die jüngeren Generationen haben Einfluss

auf den Trend zur psychologischen Sicherheit. Sie bringen andere Werte und Erwartungen in die Arbeitswelt. An Diversität gewöhnt, legen sie großen Wert auf Offenheit, flache Hierarchien und einen lockeren Umgang. Psychologische Sicherheit wird für sie zur Voraussetzung, um sich in ein Team zu integrieren und dort langfristig motiviert zu bleiben. Werte wie mentale Gesundheit, Selbstwirksamkeit und Authentizität gewinnen an Bedeutung. Das erfordert von Führungskräften, diese Werte anzuerkennen und aktiv zu leben. Jüngere Generationen fordern mehr Transparenz und Mitgestaltung, was einen stärkeren Fokus auf partizipative Führung und gelebte Feedbackkultur verlangt. In Zukunft wird es entscheidend sein, Teamkultur so zu gestalten, dass sie auf diese Bedürfnisse aktiv eingeht.

Das Ich im Wir

Im Zuge der Moderation und Entwicklung von Teams wird der Schwerpunkt immer häufiger auf die Arbeit an einem intakten, funktionierenden Wir gelegt. Die Rollenverteilung muss klar sein. Jeder muss mit jedem gut auskommen. Damit hat man die Basis für eine Zusammenarbeit, in der die psychologische Sicherheit für alle Beteiligten gut gegeben ist. So entsteht ein Klima, in dem das einzelne Ich angstfrei seine Meinung äußern und über Fehler und Unsicherheiten sprechen kann. Eine konstruktive Fehlerkultur gehört dazu. Die Mitarbeiter fühlen sich ermutigt, Besorgnis und Bedenken vorzubringen, ohne Angst vor Beschämung oder Strafe.

Mentale Gesundheit

Regelmäßige Begegnungen, klare Kommunikation und ein Umfeld, in dem sich alle gesehen und gehört fühlen, sind essenziell für die seelisch-geistige Gesundheit. Innere Balance am Arbeitsplatz wird immer wichtiger. Niemand soll über-oder unterfordert werden. Unternehmen, die psychologische Sicherheit geben wollen, schaffen Räume für ehrlichen, offenen Austausch. Sie bieten Möglichkeiten, Resilienz und innere Stabilität zu stärken. So entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen sich entfalten und ihr volles Potenzial zur Verfügung stellen.
Virtuelles und hybrides Arbeiten prägt die Teamdynamik. Wenn es am direkten, persönlichen Austausch im Büro zwischen leibhaftigen Menschen fehlt, braucht es gezielte Workshops oder Präsenzveranstaltungen, um Vertrauen, Offenheit und Zugehörigkeit zu fördern. Transparenz, Partizipation und aktive Einbindung in Entscheidungen schaffen eine gesunde Basis und Sicherheit. Die Mitarbeiter sollen spüren, dass sie bei all den Veränderungen nicht mit ihren Emotionen allein gelassen werden.

In Schule und Weiterbildung

finden die meisten Lernsituationen gemeinsam mit anderen statt. Ein Lernen im Team, in einer Schulklasse, Seminargruppe oder wie auch immer zusammengesetzten Gemeinschaft kann nicht gelingen, wenn es an psychologischer Sicherheit fehlt. Das bedeutet, es soll eine Lernatmosphäre herrschen, in der sich jeder frei äußern kann – ungefiltert, auch emotional. Das gilt vor allem für das transformative Lernen, bei dem Selbstbild und Weltbild sich transformieren.
Zum Lernen gehören Ideen, neue Perspektiven, neugierige Fragen und das Zugeben von Fehlern. Aus Angst vor Ablehnung, beschämender Kritik oder abfälligen Bemerkungen halten viele Lernende ihre Einstellungen und Sichtweisen zurück. Nicht selten spielen allzu dominante, unempathische und vermeintlich sicher auftretende Trainer, Lehrer oder Dozenten eine restriktive Rolle. Lernende, die psychologische Sicherheit im Lernsetting erfahren, fühlen sich frei und stark genug, ihre Gedanken und Bedenken auszusprechen – ohne Angst, beschämt, beschuldigt, gedemütigt, verachtet oder ignoriert zu werden.

Was heißt das für das Lernsetting?

Um eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit in den Lernsettings aufzubauen, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Es ist wichtig, dass es ein gemeinsames Lernziel gibt und sich alle über dieses Ziel einig sind. Gleichzeitig sollte allen klar sein, dass Scheitern möglich ist. Scheitern ist immer Teil eines Lernprozesses.
Lehrende erklären ihre Haltung, dass sie „Mit-Lernende“ sind und keine „Besserwisser“. Diese authentische Form der Demut öffnet viele Türen – allerdings nur, wenn der Lehrende es ernst meint. Er lädt explizit alle Lernenden ein, den Mund aufzumachen und zu sagen, was sie denken und fühlen. Er fragt direkt nach abweichenden Erfahrungen oder Sichtweisen, alternativ zur vorgetragenen Perspektive, und schafft darüber hinaus Strukturen, um systematisch Kritik und Ideen abzufragen.

Fazit

Psychologische Sicherheit wird in Zukunft nicht nur ein Wohlfühlfaktor sein, sondern ein entscheidender Wettbewerbsvorteil – ob im Umgang mit virtueller Kommunikation, in hybriden Arbeitsmodellen, in der Führung diverser Teams, in der Bildung oder Weiterbildung. Nur wer eine Kultur schafft, in der Offenheit, Vertrauen und Teilhabe selbstverständlich sind, wird langfristig erfolgreich bleiben.
Vgl. Internetbeiträge:
Psychologische Sicherheit als Schlüssel zur Teamdynamik
Teamdynamik: Psychologische Sicherheit fördern (businesson.de)

Mario Neumann

Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationaler Deutscher Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.