Ist „sich anpassen“ falsch?
Wer sich anpassen will, muss beobachten
Wer sich einpassen will, muss beobachten und zuhören
In der Teamdynamik geht es nicht ums Anpassen, sondern ums Einpassen. Niemand soll werden wie die anderen.
Einpassen bedeutet: seine spezielle, individuelle Stärke dort passgenau einzufügen, wo im Team eine Lücke besteht. Sich integrieren heißt sich einpassen. Dazu muss man beobachten und zuhören. Dann ergibt sich die Zugehörigkeit. Personalentwicklung und Organisationsentwicklung
Personalentwicklung und Organisationsentwicklung
sind zwei Beispiele aus dem Internet:
Aufgabenbereiche, die kaum voneinander abzugrenzen sind. Entwickelt sich das Personal, dann kann und will es anders, höherwertig eingesetzt werden. Das Stellengefüge und damit die ganze Organisation wird sich umstrukturieren und ebenfalls entwickeln. Umgekehrt: Entwickelt sich die Organisationsstruktur in einem Unternehmen oder in einer Institution, dann muss sich auch das Personal darauf einstellen. Die Mitarbeiter müssen sich mit ihren Funktionen neu einpassen, sie müssen weitere Kompetenzen erwerben und neue Verantwortlichkeiten übernehmen. Das Personal muss sich mit entwickeln.
Entsprechend wird sich ein Trainer oder Organisationsberater in beide Bereiche (Personalwesen und Organisation) hineindenken und seine Dienstleistung so konzipieren, dass sie sowohl dem Individuum als auch der gesamten Organisation dient – im Sinne von Wachstum und Qualifikation auf beiden Systemebenen. Er sollte hier einen ganzheitlichen, systemischen Ansatz verfolgen.


Foto: Matjaz Slanic auf istockphoto
anpassen:
etwas passend machen, eine Sache einer anderen angleichen
„Ihm wurde ein neues Jackett angepasst.“ „Seine Kleidung dem festlichen Anlass anpassen“
einpassen:
etwas passend machen, so dass es eingefügt oder eingebaut werden kann
„Er passte das Schloss in die Tür ein.“ „Die Tür in den Schrank einpassen.“ „Das Ventil ist in den Schlauch eingepasst.“
sich anpassen:
sich angleichen, seine Verhaltensweise auf das Umfeld abstimmen
„Die Heimbewohner müssen sich an die Gepflogenheiten des Hauses anpassen. Kinder müssen sich den Gegebenheiten anpassen.“
„Du musst dich anpassen. Dass du nicht in diese Welt passt spricht zwar für dich, aber der Mensch ist anpassungsfähig.“
„Er passt sich übermäßig schnell an, scheint das Mäntelchen nach dem Winde zu hängen und Prinzipien aufzugeben.
„In unserer schnelllebigen Welt ist es wichtig, sich an neue Umstände oder Herausforderungen anzupassen.
sich einpassen:
sich einfügen, sich in ein fremdes, unübersichtliches, verwickeltes Berufsleben einpassen.
„Er kann sich überall einpassen.“
„Auf eine Professur berufen zu werden hat etwas damit zu tun, Glück zu haben oder sich eingepasst zu haben.“
„Es gab keine Richtung, keine Zielvorgabe, kein Programmschema, in das wir uns hätten einpassen müssen.“
„Ich ging zurück ins Unternehmen, wollte wieder funktionieren, mich einpassen und wieder als leistungsfähiger Teil des Teams aufgenommen
werden.“
„Ihr habt nicht zu den legendären Gründungsmitgliedern gehört, wie konntet ihr euch einpassen?“
Integration durch Anpassen
Mitarbeiter sollen sich erst einmal der vorherrschenden Kleiderordnung anpassen. Durch einen ausgefallenen Kleidungsstil oder eine exzentrische Aufmachung sorgen neue Mitarbeiter nur für Belustigung und geraten auch schnell in eine Außenseiterrolle.
Vgl. Marion Sonnenmoser, DIE WELT, 13.07.2002
Die Frage, ob sich Flüchtlinge oder EinwanderInnen anpassen sollen, ist eines der Themen, die immer wieder hitzig debattiert werden. Die AnhängerInnen der sogenannten Assimilation fordern, dass EinwanderInnen sich in allen Bereichen der Mehrheitsgesellschaft anpassen sollen, während die VertreterInnen des „Multikulturalismus“ auf Vielfalt statt Einheit setzen.
https://eduki.com/de/material/93171
Integration durch Einpassen (aus dem Internet gefischt)
„Es gibt gesellschaftliche Bilder, die uns prägen, Normen, die wir erfüllen, und Strukturen, in die wir uns einpassen sollen.“
„Es ist eine Schlüsselkompetenz, seine Offenheit und Neugierde zu kultivieren. Leider geht sie in dem starren Rahmen, in den wir uns einpassen müssen, oft verloren.“
Anpassen – einpassen – zuhören – dazugehören
Die texanische Forschungsprofessorin Brené Brown stellte eine Kultur des „Anpassens“ einer Kultur des „Zugehörens“ gegenüber. In einer Kultur des „Anpassens“ erwarten wir von den Menschen, dass sie die Umgebung beobachten und sich anpassen, um zu dem zu werden, was sie glauben, für ihren Erfolg sein zu müssen; wohingegen in einer Kultur der „Zugehörigkeit“ die Menschen wirklich sie selbst sind, damit sie echte Verbindung erfahren können. Ich denke, es ist fair zu sagen, dass wir sicherstellen müssen, dass wir eine authentische Kultur des „Zugehörens“ schaffen, in der es ein proaktives, strategisches Engagement für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion gibt.
Im Gegensatz zu einer Kultur des „Anpassens“, in der Assimilation geschätzt wird und Menschen einem engen Standard der Mehrheit entsprechen sollen, wird eine Kultur der „Zugehörigkeit“ von einer Führungspersönlichkeit geschaffen, die sich um Menschen mit einzigartigen Perspektiven kümmert und sie verbindet.
Vgl. https://de.orthopaedicdiversity.org/presidents-column
Sozialkompetenz – sich einpassen können
Der Bildungsbegriff öffnet sich aus seinem gewohnten schulischen und akademischen Raum in den Raum der Sozialkompetenz. Sich ausdrücken zu können, sich verändern zu können, körperlich und geistig mobil zu sein, Bedarf und Bedürfnisse wahrnehmen zu können, Übergänge zu moderieren, sich exponieren, aber auch sich einpassen zu können – das ist in einer Wissensgesellschaft die eigentliche Garantie gegen die Armut.
Jutta Allmendinger, DIE WELT, 14.07.2007
Integration eines neuen Teammitglieds
Die Herausforderung besteht darin, das neue Mitglied in das Team zu integrieren, ohne einerseits die Dynamik und den Leistungsfokus des Teams zu beeinträchtigen und ohne andererseits die Chance zu versäumen, aus der frischen Sicht des Neulings etwas zu lernen. Die Integration neuer Mitglieder stellt eine beiderseitige Herausforderung dar: Das Team muss die unverbrauchte Sicht des neuen Mitglieds begrüßen, und das neue Mitglied muss sich seine Position im Team verdienen. Wenn alles erfolgreich verläuft, verändern sich möglicherweise Zweckvorstellung, Ziele und Arbeitsansatz des Teams. Das neue Mitglied wird sie verstehen und sich zu eigen machen. Wenn die Integration nicht erfolgreich verläuft, wird sich das Potenzial des Teams niemals weiterentwickeln und das neue Teammitglied bleibt ein Außenseiter.
Vgl. Katzenbach/ Smith 1998, 235 f.


Mario Neumann
Als Autor und Trainer begleite ich Dich durch die abenteuerliche Welt der Projekte. Dafür wurde ich schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Internationaler Deutscher Trainingspreis und dem Weiterbildungs-Innovationspreis. Alle meine Bücher, Seminare und Vorträge findest Du auf marioneumann.com.